Von OLE zu FOLIO

Die unter dem Dach der Kuali Foundation erstellte Open-Source-Software OLE wird seit 2015 in drei Bibliotheken als Prototyp produktiv eingesetzt. Zeitgleich führte der Fusionsprozess der Kuali Foundation mit dem neu gegründeten kommerziellen Zweig KualiCo und die damit einhergehende Einstellung der Open-Source-Entwicklung der bisherigen Middleware Kuali Rice dazu, dass eine Umstrukturierung in der Softwareentwicklung notwendig wurde. Zur Weiterführung des Open-Source-Kurses und zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit, entschied sich die OLE-Community zur Zusammenarbeit mit EBSCO (seit 2013 Partner bei OLE) und der auf Open-Source-Software spezialisierten Firma Index Data. Ziel ist der Wechsel auf die Open Source Library Service Platform (LSP) FOLIO.

Die FOLIO-Plattform stellt die technische Infrastruktur für funktionale Module eines Bibliotheksmanagementsystems bereit, die unter Einbeziehung bestehender funktionaler OLE-Spezifikationen und Expertise neu entwickelt werden. In einem von EBSCO bestätigten sog. White Paper wurde von der OLE-Community festgehalten, welche Anforderungen die Software erfüllen muss (https://www.openlibraryenvironment.org/archives/69). Die Mellon Foundation hat Fördergelder für die Open-Source-Entwicklung durch die OLE-Community im Rahmen von FOLIO in Aussicht gestellt.

Um einen schnellen Wechsel der Systemplattform zu ermöglichen, arbeitet Index Data bereits seit November 2015 an der Erstellung der neuen FOLIO-Plattform. Im August 2016 wurde das erste Release von OKAPI, dem Herzstück der Plattform, auf GitHub (https://github.com/folio-org/) veröffentlicht. Die Plattform wird zzt. durch die OLE-Community evaluiert.

Seit Oktober 2016 erfolgt neben der technischen auch die funktionale Entwicklung unter Mitarbeit  der OLE-Community. Um die freie Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit des Codes zu sichern, steht der Code unter der Apache-2.0-Lizenz. Mitte 2018 ist die Veröffentlichung eines ersten Software-Release für ein Open-Source-Bibliotheksmanagementsystem geplant, das Basisfunktionalitäten für alle wichtigen Workflows enthalten soll.

Die Plattform orientiert sich am technischen Konzept der Microservices, die unabhängig voneinander entwickelt und installiert werden können. Sie ist in zweierlei Hinsicht offen, sowohl bezüglich der Beteiligung weiterer Partner wie Bibliotheken, kommerzieller Anbieter oder Service Provider als auch bezüglich funktionaler Erweiterungen und neuer Services. FOLIO ist mandantenfähig und so konzipiert, dass es wahlweise in der Cloud oder lokal betrieben werden kann.

Im Juni 2016 fand in Kopenhagen ein Entwicklertreffen von Index Data, hbz und VZG statt. Themen waren u.a. die Microservice-Architektur, das UI-Framework und die Datenhaltungskonzepte. Zu Testzwecken ist in beiden Verbundzentralen bereits eine lauffähige Version der Plattform im Einsatz.

OLE – aktueller Stand Mai 2016

Bereits auf den Kuali Days im November 2015 zeichnete sich ab, dass OLE vor Veränderungen steht. Die bisherige Software setzt auf der von der Kuali Foundation bereitgestellten Middleware „Rice“ als technischer Plattform auf. Die Foundation befindet sich jedoch z. Zt. in einem sichtbaren Fusionsprozess mit dem von ihr im August 2014 gegründeten kommerziellen Zweig „KualiCo“. KualiCo ersetzt derzeit die bisherige Middleware „Kuali Rice“ durch das neue Produkt „Kuali Core“. Diese ist nicht mehr mit dem bisherigen Rice kompatibel. KualiCo möchte zukünftig exklusiv eine vollständige Service-Suite als kommerziellen SaaS-Service anbieten. Nur die bisherige Basis-Software wird in diesem Szenario weiter als Open Source Software verfügbar bleiben.

Damit benötigt die OLE-Software eine neue technische Basis unter Sicherstellung der freien Verfügbarkeit. Aus diesem Grund und unter Bezug auf die OLE-Idee einer „offenen, flexiblen, erweiterbaren und von Bibliotheken für Bibliotheken entwickelten, zukunftsfähigen Software“ traf das OLE Board Anfang März 2016 die Entscheidung, den Sitz von OLE’s „Intellectual Property“ und seine Dachorganisation mit eigener Infrastruktur und Administration in eine neue Open Library Foundation zu verlagern.

Bereits mit dem Wechsel der Entwicklungsplattform auf Github Ende 2015 können neben der Fa. HTC Global Services auch Softwareentwickler aus der OLE-Community Beiträge leisten.

Die notwendige Weiterentwicklung auf ein neue technische Plattform (Library Service Platform = LSP) wird die OLE Community gemeinsam mit den Firmen EBSCO und Index Data realisieren. Ein „Letter of Intent“ wurde seitens der OLE Community am 01.05.2016 unterzeichnet.

Die Fa. EBSCO ist bereits im Jahr 2013 der OLE-Community als Entwicklungspartner beigetreten. Sie unterstützt das Projekt im Rahmen ihrer spezifischen non-profit Fördertradition im Bereich „Higher Education“ auf einer strikten Open Source Basis.

Damit einhergehend wird die Softwareentwicklung von HTC auf die Firma Index Data (siehe: http://www.indexdata.com/) verlagert. Mit Index Data wurde ein Partner gewonnen, der bereits vielfältige Erfahrungen im Bereich der Bibliothekssoftwareentwicklung mitbringt und sowohl im europäischen als auch im amerikanischen Raum zu Hause ist.

Daneben wurde eine Förderung durch die Mellon-Foundation für die Ablösung von Rice und den Übergang auf die neue technische Plattform beantragt.

Das deutsche OLE-Projekt ist an allen o.g. Entwicklungen aktiv beteiligt.


Entwicklungspartnerschaft hbz, VZG und OLE Community

Die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG) und das Hochschulbibliothekszentrum des Landes NRW (hbz) werden Entwicklungspartner beim Open-Source-Bibliotheksmanagementsystem OLE (Open Library Environment).


OLE wird seit Anfang 2014 von der VZG in Kooperation mit dem hbz  evaluiert.

In beiden Verbundzentralen wurden Testinstanzen aufgebaut, die jeweils eine Universitätsbibliothek mit rund einer Million Titel-, Bestands- und Exemplardaten abbilden.  Das bisherige Fazit zeigt, dass OLE in bestehende und neue Verbundstrukturen integrierbar ist. Nach Fertigstellung des E-Ressourcen-Managements und der Anpassung an deutsche Anforderungen hat OLE das Potential für den Einsatz in deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken. Auf dieser Grundlage planen die VZG und das hbz die Pilotimplementierung von OLE und haben hierfür einen Antrag auf Förderung bei der DFG gestellt.

Seit Beginn des Evaluierungsprojektes steht das Projektteam im stetigen Austausch mit der OLE Community und hat die Zusammenarbeit im letzten Jahr stark intensiviert, u.a. durch die passive Teilnahme am Functional Council. Mit der Entwicklungspartnerschaft werden die VZG und das hbz zu stimmberechtigten Partnern in der Community und sind zukünftig an der Entwicklung des Systems beteiligt.

Das Memorandum of Understanding wird im November 2015 auf den Kuali Days in Austin (Texas) unterzeichnet werden.